Mittwoch, 8. Mai 2013

“Solaris” von Stanisław Lem

Nach einiger Überlegung und etwa einer Stunde des ratlosen Rumstehens vor meiner Bücherwand habe ich mich endlich entschieden: “Solaris” soll mein Erstling hier sein. 



"Solaris" von Stanisław Lem


Auf Stanisław Lem als Autor kam ich durch die grandiose Verfilmung der Sterntagebücher vom ZDF (die sich übrigens jeder mal angucken sollte, der auf Terry Pratchett, Fantasy und Satire steht). Nachdem “Ijon Tichy” also für toll befunden wurde, dachte ich mir, dass “Solaris” ja erst recht supergut sein muss; das Buch gilt in gewissen Kreisen als der Klassiker der Sci-Fi-Literatur und das zu recht, möchte ich meinen.

Handlung:   Die Menschheit der unbestimmt fernen Zukunft hat sich extrem weiterentwickelt und ein sehr enges, interessiertes Verhältnis zum Weltall aufgebaut. Der Wissenschaftler, Psychologe und Astronaut Kelvin wird zur Unterstützung der Mannschaft vor Ort zum Planeten Solaris entsandt, der zum Zeitpunkt des Geschehens bereits seit 100 Jahren erforscht wird und den Wissenschaftlern ziemliche Kopfschmerzen bereitet, da noch niemand in der Lage war, sein Geheimnis zu ergründen, welches der schwarze Ozean des Planeten in sich zu bergen scheint. Nach seiner Ankunft wird Kelvin mit diversen unerklärlichen, absurden und erschreckenden Ereignissen konfrontiert, die ihn an seinem Verstand und der Realität zweifeln lassen. Jedoch will ihn niemand darüber aufklären, was vor sich geht, und so begibt er sich allein auf die Suche nach der Wahrheit…


Mein Eindruck:  Die Erzählung beginnt aus Kelvins Sicht und mit seiner Ankunft auf Solaris. Zunächst erfährt man nur, wie er heißt, wo er ankommt und wie seine Umgebung aussieht. Ab dem Moment, in dem er auf den Kybernetiker Snaut trifft, geht dann das eigentliche Geschehen los; man folgt Kelvin auf Schritt und Tritt und kann seine Verwirrung ob der Dinge, die er erlebt, absolut nachvollziehen. Gleichzeitig werden diese Mysterien einem vom Erzähler nicht erklärt, wie es in Krimis z.B. oft der Fall ist, damit der Leser mehr Wissen hat als der Protagonist. Meiner Meinung nach ist das ein absoluter Pluspunkt, weil man sich so ganz hervorragend in Kelvin hineinversetzen kann und mit ihm zusammen alle Emotionen durchlebt. Außerdem kann man sich eigene Gedanken machen, was aus welchem Grund geschieht; dafür gibt es im Text wirklich viele Gelegenheiten.

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Während die Handlung sich entfaltet, erfährt man neben Kelvins eigener Vorgeschichte, Persönlichkeit und Erfahrung auch die Hintergründe des Planeten und seiner Erforschung und darauf basieren dann letztlich die Gründe für die ominösen Ereignisse. Zwischendurch wird auch etwas Fachwissen eingestreut, wo ich zugeben muss, dass ich manches nur überflogen habe. Was mir sehr gut gefallen hat, waren die vielen Denkansätze, die nicht nur für Lems fiktive Welt, sondern auch für unsere, reale Welt relevant sind. Ein paar Beispiele dafür sind die zwischenmenschlichen Beziehungen, unsere Rezeption von Realität und der Versuch, diese zu definieren, die ewige Frage nach der Gottesexistenz, etc. Ich habe mir beim Lesen jedenfalls wirklich viele Gedanken gemacht und mich gut gefordert gefühlt. Der Sprachstil ist sehr angenehm, eher nüchtern und klar und passt meines Erachtens perfekt zum Geschehen, man hat das Gefühl, einen realen Erlebnisbericht zu lesen und dadurch kommt eben wieder der Wirklichkeitsaspekt in den Fokus. 

Ich kann übrigens sehr empfehlen, das Werk im Original (für die Polnischsprechenden unter uns) oder auf Englisch zu lesen. Ich habe es auf Englisch auf meinem Kindle gelesen und danach erst einen Blick in mein Exemplar im Regal geworfen; das Buch hat so einige Rechtschreib- und Zeichenpatzer, die mich persönlich bei der Lektüre gestört hätten (es handelt sich übrigens um die 18. Auflage von 2003). Auch ist der sprachliche Ausdruck ein komplett anderer als im Englischen, er wirkt viel unruhiger und vermittelt eine andere Atmosphäre.

Kaufen: Das Buch bekommt man im neuen Zustand bei Amazon ab 8,59€ (heutiger Preisstand), als Kindle-Ausgabe kostet es ebenda 7,99€. Die Mayersche und Thalia führen es zu denselben Preisen.
 

Film: “Solaris” wurde bis heute 3x verfilmt, zweimal in der damaligen Sowjetunion und der neueste, dritte Film ist von 2002. Ich kann nur empfehlen, zuerst das Buch zu lesen, da alle Filme sich größere Freiheiten mit dem Plot erlauben.

Eure Solovey



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