"Solaris" von Stanisław Lem |
Auf
Stanisław Lem als Autor kam ich durch die grandiose Verfilmung der
Sterntagebücher vom ZDF (die sich übrigens jeder mal angucken sollte,
der auf Terry Pratchett, Fantasy und Satire steht). Nachdem “Ijon Tichy”
also für toll befunden wurde, dachte ich mir, dass “Solaris” ja erst
recht supergut sein muss; das Buch gilt in gewissen Kreisen als der Klassiker der Sci-Fi-Literatur und das zu recht, möchte ich meinen.
Mein Eindruck: Die
Erzählung beginnt aus Kelvins Sicht und mit seiner Ankunft auf Solaris.
Zunächst erfährt man nur, wie er heißt, wo er ankommt und wie seine
Umgebung aussieht. Ab dem Moment, in dem er auf den Kybernetiker Snaut
trifft, geht dann das eigentliche Geschehen los; man folgt Kelvin auf
Schritt und Tritt und kann seine Verwirrung ob der Dinge, die er erlebt,
absolut nachvollziehen. Gleichzeitig werden diese Mysterien einem vom
Erzähler nicht erklärt, wie es in Krimis z.B. oft der Fall ist, damit
der Leser mehr Wissen hat als der Protagonist. Meiner Meinung nach ist
das ein absoluter Pluspunkt, weil man sich so ganz hervorragend in
Kelvin hineinversetzen kann und mit ihm zusammen alle Emotionen
durchlebt. Außerdem kann man sich eigene Gedanken machen, was aus
welchem Grund geschieht; dafür gibt es im Text wirklich viele
Gelegenheiten.
Während die
Handlung sich entfaltet, erfährt man neben Kelvins eigener
Vorgeschichte, Persönlichkeit und Erfahrung auch die Hintergründe des
Planeten und seiner Erforschung und darauf basieren dann letztlich die
Gründe für die ominösen Ereignisse. Zwischendurch wird auch etwas
Fachwissen eingestreut, wo ich zugeben muss, dass ich manches nur
überflogen habe. Was mir sehr gut gefallen hat, waren die vielen
Denkansätze, die nicht nur für Lems fiktive Welt, sondern auch für
unsere, reale Welt relevant sind. Ein paar Beispiele dafür sind die
zwischenmenschlichen Beziehungen, unsere Rezeption von Realität und der
Versuch, diese zu definieren, die ewige Frage nach der Gottesexistenz,
etc. Ich habe mir beim Lesen jedenfalls wirklich viele Gedanken gemacht
und mich gut gefordert gefühlt. Der Sprachstil ist sehr angenehm, eher
nüchtern und klar und passt meines Erachtens perfekt zum Geschehen, man
hat das Gefühl, einen realen Erlebnisbericht zu lesen und dadurch kommt
eben wieder der Wirklichkeitsaspekt in den Fokus.
Ich kann
übrigens sehr empfehlen, das Werk im Original (für die
Polnischsprechenden unter uns) oder auf Englisch zu lesen. Ich habe es
auf Englisch auf meinem Kindle gelesen und danach erst einen Blick in
mein Exemplar im Regal geworfen; das Buch hat so einige Rechtschreib-
und Zeichenpatzer, die mich persönlich bei der Lektüre gestört hätten
(es handelt sich übrigens um die 18. Auflage von 2003). Auch ist der
sprachliche Ausdruck ein komplett anderer als im Englischen, er wirkt
viel unruhiger und vermittelt eine andere Atmosphäre.
Kaufen: Das
Buch bekommt man im neuen Zustand bei Amazon ab 8,59€ (heutiger
Preisstand), als Kindle-Ausgabe kostet es ebenda 7,99€. Die Mayersche
und Thalia führen es zu denselben Preisen.
Film: “Solaris” wurde bis heute 3x verfilmt, zweimal
in der damaligen Sowjetunion und der neueste, dritte Film ist von 2002.
Ich kann nur empfehlen, zuerst das Buch zu lesen, da alle Filme sich
größere Freiheiten mit dem Plot erlauben.
Eure Solovey
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